28 Meter lang, 6,20 Meter breit, zwei Meter Tiefgang, fast 4.000 PS stark und 24 Knoten schnell – das sind nur einige technische Daten der ANNELIESE KRAMER. Zu ihrer Taufe begrüßten die Seenotretter mehrere hundert Gäste, Freunde und Förderer aus nah und fern im Cuxhavener Fährhafen. Einige ihrer Partner auf und über See präsentierten sich im Rahmenprogramm: die Marineflieger aus Nordholz, die Berufsfeuerwehr Cuxhaven, die Freiwillige Feuerwehr Cuxhaven-Duhnen und die Ortsgruppe Cuxhaven der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft.
Birge Schade wünschte dem neuen Seenotrettungskreuzer und seiner Besatzung „allzeit gute Fahrt und stets eine sichere Heimkehr“. „Der Klang der Schiffstyphone hat meine Kindheit in St. Pauli geprägt. Mein Vater hat als Maschinist auf großen Frachtern die Weltmeere befahren. Aus seinen Erzählungen habe ich schon als Kind ein Gefühl für die Gefahren der See bekommen“, sagte sie. Später sei auch der Respekt vor der Leistung der Seenotretter gewachsen: „Ich bewundere diejenigen, die sich diesen Gefahren mutig und selbstlos entgegenstellen, um andere zu retten.“
Begeisterte Taufpatinnen
Begeistert von den Seenotrettern ist auch die zwölfjährige Amelie Schleevoigt aus Göttingen. Ihr Vater engagiert sich ehrenamtlich für die Seenotretter. Besonders eng ist Amelies Kontakt zur Besatzung des Cuxhavener Seenotrettungskreuzers. Mit den gleichen Wünschen, die Birge Schade der ANNELIESE KRAMER mit auf den Weg gab, zog das Mädchen für das Tochterboot MATHIAS nach. Es trägt den Namen des Vaters der Förderin, der einst seine Liebe zur See an sie weitergegeben hatte.
Der stellvertretende Vorsitzer der Seenotretter, Michael Schroiff, betonte, die namhafte Erbschaft habe den überwiegenden Teil der Kosten des Neubaus gedeckt. „Dies ist ein großer Vertrauensbeweis, für den wir sehr dankbar sind.“ Der Rest wurde durch freiwillige Zuwendungen vieler Menschen aus dem ganzen Land finanziert. „Jeder unserer Förderer kann zu Recht von sich behaupten, seinen Teil dazu beigetragen zu haben. Ihnen allen danke ich sehr herzlich“, sagte Schroiff.
Viele Einzelpersonen haben ihre Verbundenheit durch außergewöhnliche Spenden zum Ausdruck gebracht. Ihre Namen fahren an Bord auf einer Danktafel bei jedem Einsatz mit.
Gebaut für Einsätze unter extremsten Bedingungen
Die ANNELIESE KRAMER ist der dritte 28-Meter-Seenotrettungskreuzer und der erste dieses Typs, der an der niedersächsischen Küste stationiert wird. Die jüngste und modernste Bootsklasse der Seenotretter ist im Zuge der turnusgemäßen Modernisierung der Rettungsflotte konzipiert als leistungsfähiger Nachfolgetyp der 27,5-Meter-Klasse, die zwischen 1985 und 1993 in Dienst gestellt wurde. Den Vorgänger HERMANN HELMS wird die DGzRS verkaufen.
Stationiert sind die neuen 28-Meter-Seenotrettungskreuzer an wichtigen Küstenpunkten. Ihr Einsatzgebiet wird das Küstenvorfeld ebenso wie die hohe See sein – bei jedem Wetter und auch unter extremsten Bedingungen. Wie alle Rettungseinheiten der DGzRS werden sie vollständig aus Aluminium im bewährten Netzspantensystem als Selbstaufrichter gebaut.
Die ANNELIESE KRAMER entstand auf der Fr.-Fassmer-Werft in Berne an der Unterweser. Sie wird ihren Dienst auf einer der einsatzreichsten Stationen der Seenotretter aufnehmen. 80 bis 100 Alarmierungen jährlich erreichen Vormann Holger Wolpers sowie seine acht fest angestellten und neun freiwilligen Seenotretter. Die ANNELIESE KRAMER wird von Cuxhaven aus in der Deutschen Bucht vor der niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Küste im Einsatz sein.
Besonders anspruchsvolles Einsatzgebiet
Die Elbmündung gilt als eines der am stärksten frequentierten Schifffahrtsreviere der Welt mit rund 100.000 Schiffsbewegungen pro Jahr. In dem gezeitengeprägten, navigatorisch anspruchsvollen Seegebiet trifft sich der Verkehr nach Hamburg und zum Nord-Ostsee-Kanal. Das Einsatzspektrum der Cuxhavener Seenotretter ist breit gefächert: Es umfasst alle denkbaren Notfälle auf See – sowohl Ozeanriesen als auch Wattwanderer betreffend.
Zwei je 1.440 kW/1.958 PS starke Maschinen beschleunigen das 120 Tonnen verdrängende neue Spezialschiff auf bis zu 24 Knoten (ca. 46 km/h). Gefahren wird es von einer vier Mann starken Besatzung. Besondere Merkmale sind eine umfassende Ausrüstung zur medizinischen Erstversorgung an Bord, eine Feuerlöschpumpe mit ferngelenktem Monitor zur Bekämpfung von Bränden auf See und die Fähigkeit, sich im Falle des Durchkenterns innerhalb weniger Sekunden wieder aufzurichten. In der für Seenotrettungskreuzer typischen Heckwanne führen die 28-Meter-Einheiten jeweils ein gut acht Meter langes Tochterboot mit sich, das auf See unabhängig vom Mutterschiff agieren kann.
Fotos: Jonas Ginter, Eike Henning, Martin Stöver und Ingo Wagner
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