Aktuell
häufen sich im gesamten Landkreis Cuxhaven versuchte
Enkeltrickbetrügereien. In keinem der Fälle, von denen die Polizei
kürzlich Kenntnis erhalten hat, kam es glücklicherweise zu einer
Geldübergabe. "Die Seniorinnen, die um ihr Erspartes betrogen werden
sollten, bzw. deren Angehörige waren wachsam", lobt eine
Polizeisprecherin. Gleichwohl könne nicht ausgeschlossen werden, dass
sich manches Opfer möglicherweise aus Scham noch nicht bei der Polizei
gemeldet hat. Donnerstag, 04. Dezember 2014:
11:30 Uhr: Ein Mann ruft eine Seniorin aus Lüdingworth an und gibt sich als deren Cousin aus. Er benötigt mehrere tausend Euro, da er sich in einer Notlage befindet.
12:05 Uhr: Ein Mann ruft bei einer Seniorin aus Bad Bederkesa an und gibt sich als deren Enkel aus. Der angebliche Enkel fragt die alte Dame nach ihren näheren Lebensumständen aus.
12:50 Uhr: Eine Frau ruft zum wiederholten Mal bei einer Seniorin in Altluneberg an und gibt sich als deren Enkelin aus. Sie bittet um mehrere tausend Euro.
13:00 Uhr: Eine Frau ruft eine ältere Schiffdorferin an und gibt sich als deren Schwägerin aus. Sie bittet um mehrere tausend Euro.
14:20 Uhr: Eine Frau ruft bei einer älteren Nordholzerin an und gibt sich als deren Nichte aus, die zu Besuch kommen möchte, um bei ihr zu übernachten und sich Geld zu leihen. Eine Nachfrage bei der echten Nichte ergab, dass diese nicht angerufen hatte.
Enkeltrick - Was ist das?
Der Enkeltrick ist eine Betrugsform, die sich gezielt gegen ältere Mitmenschen richtet. Dabei geben sich die Betrüger am Telefon als Enkel/in, Neffen/Nichten oder sogar Kinder der Senioren aus. Sie täuschen eine Notlage vor und bitten ihre Opfer um hohe Geldbeträge. In der Annahme ihren Angehörigen zu helfen, machen sich die Senioren auf den Weg zu ihrer Bank, um das geforderte Geld abzuheben. Danach übergeben sie es einem Boten, der vom vermeintlichen Verwandten geschickt wird, und verlieren unwiederbringlich nicht selten ihre über Jahre angesammelten Ersparnisse.
Besonders betroffen sind allein lebende, ältere Mitmenschen - sie können sich meist nicht mit jemandem aus ihrem näheren Lebenskreis beraten. Hinzu kommen noch weitere Faktoren wie Seh- oder Hörschwäche: So halten sie schnell die fremde Stimme am Telefon für die eines Verwandten. Auch Vereinsamung, Zerstreutheit und Demenz machen Senioren zu leichten Opfern für diese Form des Betrugs. Außerdem sind ältere Menschen häufig zu Hause anzu-treffen - und somit auch telefonisch meistens erreichbar.
Wie gehen die Täter vor?
Die Täter reisen für ihre Machenschaften häufig umher. Sie sind findig, flexibel und agieren mindestens zu zweit. Während ein Täter am Telefon die Geldübergabe ausmacht, holt ein anderer (Bote) das Geld ab. Die Vorgehensweise ist immer ähnlich.
- Die Betrüger durchsuchen Telefonbücher gezielt nach altmodischen
Vornamen (Klara, Hedwig, Josef, Alfred usw.) und täuschen im
anschließenden Telefonat mit dieser Person eine
verwandtschaftliche Beziehung vor.
- Dem angerufenen Senior wird vermittelt, den Anrufer gut zu
kennen: Die Betrüger verwenden die "Du-Form" und nennen den
eigenen Namen nicht. Mit den Worten "Rate mal, wer dran ist?"
beginnen sie das Telefonat. Nennt das Opfer daraufhin einen
Namen aus seinem Verwandten- oder Bekanntenkreis geben sich die
Täter als die genannte Person aus.
Am Telefon täuschen die
Täter eine Notlage vor und bitten um Hilfe für einen günstigen Auto-
oder Wohnungskauf, die Begleichung von Schulden oder für die Bezahlung
eines Unfallschadens. Immer bestehen die Täter auf eine kurzfristige und
schnelle Bargeldübergabe meist in der Wohnung des älteren Menschen. - Geschickt informieren sich die Täter über die finanziellen
Verhältnisse ihrer Opfer: Sie fragen nach Bargeld und Schmuck im
Haus oder nach dem Vermögen auf der Bank.
- Hat die Seniorin/der Senior in der Wohnung die geforderte Summe
nicht parat, wird sie/er gebeten, unverzüglich zur Bank zu gehen
und dort den Betrag abzuheben. Nicht selten ruft der Täter sogar
ein Taxi für den Rentner oder die Rentnerin, der/die den Weg
nicht mehr zu Fuß bewältigen kann.
- Teilweise werden die Angerufenen zu absoluter Verschwiegenheit
ermahnt und psychisch immens unter Druck gesetzt. Sie werden mit
dem Abbruch jeglicher sozialer Beziehungen oder den schlimmen
Folgen für den "Enkel" eingeschüchtert.
- Meistens werden die Opfer auf dem Weg zum Bankinstitut und bei
der Abhebung des Geldes von Mittätern beobachtet. Die Betrüger
vergewissern sich, dass die Senioren das Geld tatsächlich
abheben und sich nicht zu lange mit Bankmitarbeitern
unterhalten.
- Kaum ist das Opfer mit dem Geld zu Hause ange-kommen, geht der
nächste Anruf ein: Der vermeintliche Enkel gibt vor, das Geld
nicht selbst abholen zu können und kündigt einen Abholer/Boten
an. Dieser steht in engem Kontakt zu demjenigen, der das Opfer
auf dem Weg zur Bank beobachtet hat. Zusammen ergreifen sie nach
der Geldübergabe die Flucht.
- Die Übergabe findet meist an der Haustür statt - nicht selten
erkundigt sich der Anrufer später danach, ob diese zu Stande
gekommen ist.
Die Polizei rät: - Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als
Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht
erkennen. Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der richtige
Verwandte/Bekannte wissen kann.
- Geben Sie keine Details zu Ihren familiären und finanziellen
Verhältnissen preis.
- Lassen Sie sich von einem Anrufer nicht drängen und unter Druck
setzen. Vereinbaren Sie frühestens für den kommenden Tag einen
Gesprächstermin und überprüfen Sie die Angaben.
- Halten Sie nach einem Anruf mit finanziellen Forde-rungen bei
Familienangehörigen Rücksprache.
- Lassen Sie sich vom Anrufer die Telefonnummer geben und
überprüfen Sie diese mit bereits bekannten Nummern. Rufen Sie
die jeweilige Person unter der lange bekannten Nummer an und
lassen Sie sich den Sachverhalt bestätigen.
- Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen.
- Informieren Sie sofort die Polizei, wenn Ihnen eine
Kontaktaufnahme verdächtig vorkommt: Notrufnummer 110.
- Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
Näheres erfahren Sie bei der polizeilichen Beratungsstelle unter: www.polizei-beratung.de Die Präventionsbeamten Ihrer Polizeidienststelle beraten Sie zudem gern. Termine können Sie u.a. per Mail vereinbaren (praevention@pi-cux.polizei.niedersachsen.de).
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